
Die Frage, die ich nie gestellt habe
33 stille Gedanken
Über das Buch
Das Buch Die Frage, die ich nie gestellt habe, 33 stille Gedanken ist ein stilles, nachdenkliches Werk.
Kein Ratgeber, keine Anleitung, sondern eine Sammlung von 33 ehrlichen Gedanken über das, was wir selten sagen, aber oft fühlen.
Es sind leise Texte über das Menschsein: ehrlich, klar, manchmal unbequem, aber immer nah am Herzen. Jede Seite schenkt Raum zum Innehalten und Wiedererkennen.
Die Fragen, die hier versammelt sind, wollen nicht geklärt werden. Sie berühren das, was zwischen den Zeilen des Lebens geschieht: Heimat und Fremde, innere Grenzen, unausgesprochene Sehnsüchte, Sprachlosigkeit, Zugehörigkeit und das Heimweh, das manchmal bleibt, auch wenn man angekommen ist.
Dieses Buch richtet sich an Menschen, die Literatur, Alltag und Reflexion verbinden. An alle, die nicht immer laut sind, aber trotzdem viel sagen. An jene, die Sprache nicht nur lesen, sondern fühlen wollen. Und an alle, die zwischen Herkunft und Ankommen leben.
Ein literarischer Begleiter für stille Stunden. Und ein Buch, das dort weiterdenkt, wo die Sprache oft endet.
Leseprobe
Ich habe oft das Gefühl, dass mein Akzent zuerst im Raum ist,
Noch bevor ich überhaupt den Mund aufmache.
Ich rede, erkläre, gebe mir Mühe.
Und trotzdem kommt zuerst: „Woher kommen Sie eigentlich?“
Manchmal denke ich, mein Inhalt ist nur das Hintergrundrauschen für das, was sie wirklich hören wollen:
Den Fehler, die Unsicherheit, die Abweichung.
Dabei ist das, was ich sage, durchdacht.
Vielleicht sogar wichtiger, weil ich mehr überlegen muss.
Aber statt zuzuhören, vergleichen sie.
Statt zu fragen, bewerten sie.
Und ich frage mich:
Wie laut muss mein Inhalt werden, damit sie aufhören, nur meinen Akzent zu hören?
Manche sagen, Zuhause ist da, wo man herkommt.
Andere sagen, es ist da, wo man sich wohlfühlt.
Für mich ist es nicht so einfach.
Ich habe Orte verlassen, an denen ich gelacht habe.
Ich bin geblieben an Orten, die mich müde gemacht haben.
Zuhause war manchmal ein Zimmer.
Manchmal ein Gesicht. Manchmal nur ein Moment.
Und manchmal war es nirgends, nur ein Wunsch.
Es gibt Tage, da fühle ich mich zuhause,
Wenn jemand meinen Namen richtig ausspricht.
Oder wenn ich in Ruhe atmen kann, ohne mich erklären zu müssen.
Zuhause kann ein Geruch sein. Oder ein Satz, der mich nicht bewertet.
Oder das Gefühl, dass ich einfach sein darf, wie ich bin, ohne Leistung, ohne Maske.
Zuhause fängt vielleicht dort an, wo ich nicht in der Minderheit bin.
Nicht nur zahlenmäßig, sondern innerlich.
Wo ich nicht ständig überlegen muss, wie ich wirke.
Wo meine Sprache nicht auffällt, sondern dazugehört.
Wo mein Schweigen nicht peinlich ist, sondern Raum lässt.
Ich glaube, Zuhause ist weniger ein Ort als eine Beziehung zu Menschen,
Zu mir selbst, zur Welt.
Es kann wachsen. Es kann verschwinden.
Und es kann gleichzeitig an mehreren Stellen sein.
Manchmal dauert es Jahre, manchmal schneller, als erwartet.
Aber wenn es da ist, merke ich: Ich lasse los. Ich atme anders.
Ich bin angekommen, wenigstens ein Stück.
Themen im Buch
Über den Autor
Ich bin Koudjo (Joel) Johnson, geboren 1997, und lebe mit und zwischen Sprachen, Kulturen und Menschen, die auf der Suche nach einem Platz, nach einer Stimme, nach sich selbst sind.
In Togo habe ich Germanistik studiert, seit 2020 lebe und arbeite ich in Deutschland. Als Sprachbegleiter, Pflegefachperson und Integrationsmanager begleite ich Menschen, die Brücken suchen: zwischen Herkunft und Zukunft, zwischen dem, was sie mitbringen, und dem, was von ihnen erwartet wird.
Meine Arbeit beginnt dort, wo Fragen oft nicht gestellt werden, weil sie zu leise, zu persönlich oder zu schmerzhaft sind. Ich schreibe über das, was mich bewegt: in mir, um mich herum und zwischen den Kulturen.
Die Frage, die ich nie gestellt habe, 33 stille Gedanken ist mein erstes Buch. Es fragt nicht laut, aber ehrlich und verbindet persönliche Erfahrung mit gesellschaftlicher Relevanz: ruhig, reflektiert und nah am Leben.